Namensliste        Christian Gottlieb Ernst Rolffs

Regierungsbaumeister  Julius Rolffs in Bonn    (2.4.4.6.4.7b)

am 6. März 1946 - 77 Jahre alt - in Herlingen bei Ulm

war verheiratet

a) am 10. August 1898 mit Margarethe Riedel, geb. 2. März 1879 in Olpe i.W. Die Ehe wurde gerichtlich geschieden.

Kinder:

1. Peggi (Margarethe) Rolffs, geb. 1. Juli 1899 in Charlottenburg,  in Aachen, war verheiratet mit dem Superintendenten Wilhelm Eichholz in Aachen. Die Ehe blieb kinderlos.

2. Marianne Rolffs, geb. 31. März 1902 in Bonn

b) Am 10. Februar 1906 heiratete Julius Rolffs die Tochter des Ministerialrats Dr. Paul Albrecht in Straßburg (Elsaß), Clarissa Albrecht, geb. 10. August 1881 in Straßburg.

Kinder, in Bonn geboren:

3. Hans-Albrecht Rolffs, geb. 10. Dezember 1906

4. Gabriele Rolffs, geb. 21. Februar 1908, verheiratet mit William Buckley, einem Engländer, mit dem sie in London lebte, bis die Ehe in den Kriegsjahren geschieden wurde. Sie kehrte als Angehörige der britischen Armee nach dem Krieg nach Bonn zurück, wo sie als Übersetzerin, Photographin und später als Sachbearbeiterin bei der Arbeiterwohlfahrt arbeitete, wobei die Photographie immer ihr Hobby blieb. Gabriele Buckley starb kinderlos am ... in Bonn-Bad Godesberg.

5. Erika Rolffs, geb. 21. Januar 1911

6. Anneliese Rolffs, geb. 16. Mai 1913, am 21. Sept. 1918 im Kindesalter von nur 5 Jahren

 

Am 20.9.1868 erblickte Julius als siebtes und letztes Kind des Fabrikanten C. G. Ernst Rolffs aus Siegfeld bei Siegburg und dessen zweiter Ehefrau Elise das Licht der Welt und wuchs in seinem elterlichen Hause , einer großbürgerlichen klassizistischen Villa, die gleich neben dem Fabrikgelände gelegen war, auf. Er studierte in Braunschweig und in Berlin-Charlottenburg Architektur. In Charlottenburg verbrachte er auch die ersten Berufjahre als "Regierungsbauführer", verheiratete sich mit Margarethe Riedel und wurde 1899 erstmals Vater. Die zweite Tochter kam 1902 bereits in Bonn zur Welt, wo er sich kurz nach der Jahrhundertwende als "Regierungsbaumeister" niederließ. Bereits 1903 erhielt er hier den Auftrag für die "Offiziers-Speise-Anstalt" der Husarenkaserne.

Nach der Scheidung von seiner ersten Frau heiratete er 1906 Clarissa Albrecht, Tochter eines Ministerialrats in Straßburg. Mit ihr hatte er vier Kinder, von denen besonders Hans-Albrecht zu erwähnen ist, der später ebenfalls als Architekt in seine Fußspuren trat. Seit etwa 1907 gehörte J. Rolffs dem noch jungen "Bund Deutscher Architekten" (BDA) an. Obwohl er mit seiner Familie bereits in der Buschstraße seit 1903 in selbst geschaffenen und sehr gediegenen "eigenen vier Wänden" lebte, wurden Büro und Wohnung 1910 in das neue Domizil in der Drachenfelsstraße verlegt, wohl vor dem Hintergrund, dass die Gestaltung dieser Straße zu seinem besonderen Markenzeichen wurde.

In den Vorkriegsjahren betätigte sich J. Rolffs auch als Kirchmeister der evangelischen Gemeinde und unterstützte den Aufruf zur Gründung eines evangelischen Säuglings- und Genesungsheims vorwiegend für ledige Mütter, für das er auch die Baupläne ausarbeitete.  Damit setzte er das soziale und wohltätige Engagement seines Vaters und seines Großvaters fort. Ansonsten wanderte man gerne im Siebengebirge.

Am Ersten Weltkrieg nahm Julius Rolffs als Rittmeister teil, blieb jedoch in Heinsberg "in der Etappe". In der Notzeit nach dem Krieg musste seine Frau Clarissa auf dem Nachbargrundstück eigenhändig Steckrüben anbauen. Doch es gab bereits mitten in der Inflationszeit Auftraggeber für neue prachtvolle Villen. Das Honorar wurde in Naturalien (Kaffeesäcke) und Dollars beglichen, was allerdings weit unter dem eigentlichen Wert blieb. Der Wandel der Zeit machte sich natürlich in den eigenen Lebensbedingungen bemerkbar: Dienstpersonal wurde abgeschafft und die Wohnung konnte in den bisherigen Ausmaßen nicht gehalten werden. Die oberste Etage wurde vermietet und ausländische Studierende wurden als zahlende Gäste in die Familie aufgenommen.

Über das Ende der beruflichen Tätigkeit in den 30er Jahren ist wenig bekannt. Auch im Nazi-Deutschland blieb J. Rolffs in erster Linie seinen gehobenen bürgerlichen Lebensformen verpflichtet und schätzte insofern - im Widerspruch zu den Nazis - voll Hochachtung den kultivierten Lebensstil seiner jüdischen Geschäftsfreunde. Während des Zweiten Weltkriegs kamen er und seine Frau durch Evakuierung ins ländliche Süddeutschland, nach Herlingen bei Ulm, wo er am 6.3.1946 starb.

Text: Christian Rolffs