Namensliste        Julius Rolffs

Dipl. Ing. Hans-Albrecht Rolffs, Architekt (BDA) in Bonn    (2.4.4.6.4.7.3)

am 21. Juli 1967 - 60 Jahre alt - in Bonn-Beuel

war verheiratet am 8. Mai 1945 mit der Buchhändlerin Marlene Sprenger, geb. 2. April 1921 in Neidenburg in Ostpreußen, am 8. Mai 2001 in Bonn

Kinder:

1. Ulrich Detlev Rolffs, geb. 17. Juni 1947 auf der Kleeburg bei Euskirchen

2. Susanne Rolffs, geb. 19. Oktober 1948 in Bonn

3. Hans Christian Rolffs, geb. 18. Januar 1950 in Bonn

4. Stephan Julius Rolffs, geb. 3. Dezember 1953 in Bonn

 

Hans-Albrecht kam am 10. 12. 1906 als erstes Kind von Clarissa (geb. Albrecht) und Julius Rolffs in Bonn zur Welt und wuchs mit seinen beiden Schwestern im elterlichen Hause in der Drachenfelsstr. 9 auf. Sein Vater hat diese bürgerliche Villa, in der er auch sein Architektenbüro unterhielt, 1910 als "Musterbeispiel eines komfortablen Hauses" gebaut. Es lag nahe, dass H.A. in die Fußspuren des Vaters treten würde, denn er erlebte aus eigener Anschauung mit, wie in der Nachbarschaft vor allem zwischen 1920 und 1923 weitere von seinem Vater entworfene Villen entstanden. Das Baugeschäft erfuhr Mitte der 20er Jahre zwar einen tiefen Einbruch, als H.A. seine Berufsausbildung aufnahm, doch die Weichen waren für ihn bereits gestellt. Er studierte zunächst in Danzig und in Wien,  wo er das Semester allerdings mehr beim Skifahren und beim Heurigen zubrachte. Dann ging er nach Stuttgart, um bei Prof. Bonatz, einem namhaften Vertreter der Bauhaus-Schule, das Studium abzuschließen. Nach einem Praktikum auf dem Bau in Berlin trat er Anfang der 30er Jahre in das Büro seines Vaters ein (Bau der Altkatholischen Kirche).

Die wieder auflebende Baukonjunktur zog ihn 1934 zurück nach Berlin, wo er bei den neuen Machthabern im neugegründeten Luftfahrtministerium eine feste Anstellung fand (Fliegerhorst in Berlin-Hottengrund, Kaserne in Lübeck - mit Reetdach). Nach Kriegsbeginn wurde er als Baurat dem Luftgaukommando Königsberg unterstellt (Flugplatz und Wohnanlage in Pillau, Flugplatz in Riga). In Königsberg lernte er 1943 Marlene Sprenger kennen, die aus einer Lehrerfamilie in Neidenburg,0stpreußen stammte und hier als Buchhändlerin arbeitete. In Folge der nahenden Kriegsfront wurde H.A. im September 1944 nach Württemberg versetzt, wohin er im Oktober auch Marlene nachholte. Am Tag des Kriegsendes, am 8. Mai 1945, heirateten sie in Wain. Nach kurzer amerikanischer Gefangenschaft - wegen des "-rats" im Titel - folgte für H.A. die Neuorientierung. Er fuhr zurück in das kriegszerstörte Bonn und fand im Sommer 1946 im noch zerstörteren Euskirchen eine Anstellung als Stadtbaumeister (Wiederaufbau des Rathauses, Planung einer Umgehungsstraße u.a.).

H.A. und Marlene bezogen eine Einzimmerwohnung auf der romantischen Kleeburg bei Kuchenheim. Am 17. Juni 1947 kam Detlef zur Welt. Der einzige Tisch des Zimmers diente fortan abwechselnd als Zeichentisch, Wickeltisch und Esstisch. Nach Differenzen bei der Stadtplanung endete im Sommer 1948 das Euskirchener Engagement und H.A. strebte nun endgültig in die Tätigkeit als freischaffender Architekt. Die Familie zog nach Bonn in das Souterrain in der Drachenfelsstraße 9, wenige Tage bevor Susanne das Licht der Welt erblickte. Sein erster Mitarbeiter wurde Waldemar Orzol, der mit seiner Familie den hinteren Teil der Etage bewohnte, bevor dort 1953 das Büro eingerichtet wurde.

In diesen Nachkriegsjahren gab es vor allem Aufbauarbeiten zu leisten, so der Wiederaufbau des Ernst-Moritz-Arndt-Hauses. Die Familie wuchs 1950 mit Christian und 1953 mit Stephan weiter an. Ihr widmete sich H.A. gerne und, wenn es seine eng bemessene Zeit zuließ, intensiv, machte wochenends Spaziergänge und liebte es, wenn sich die Familie zum Spielen und zu anderen Gemeinsamkeiten zusammenfand. Bei Ausflügen mit dem Auto wurde keine Kirche und kein Museum zur Besichtigung ausgelassen.

Anfang der 50er Jahre begann das Zusammenwirken mit dem Landeskirchenamt, über das H.A. bis zum Ende seiner Schaffenszeit seine wichtigsten Aufträge erhielt. Anders als bei den Einfamilienhäusern, die er ansonsten baute, mussten hier die Bauaufträge allerdings im Wettbewerb hart errungen werden. Damit stand jedes Mal eine aufregende Zeit ins Haus: Planungen, Zeichnungen, Modellbau - und Überarbeitungen. Tagelang feilte er selbst am kleinsten Detail, bis die Proportion stimmte. Stets übernahm er auch die Bauleitung der Ausführungen, wobei er seine Ideen noch zu optimieren suchte, was ihn aber auch allzu oft sehr aufrieb. Das wirkte sich auch auf seine Gesundheit aus. 1956 erlitt er einen Herzinfarkt, und Herzattacken wurden seitdem seine ständigen Wegbegleiter. 1963 zog die Familie in das neugebaute Wohnhaus Am Müllestump, an das sich ein großer Bürotrakt anschloss. Franz Hermes war nun zu seinem Kompagnon avanciert, und Marlene hielt das Büro am Laufen. Doch leider hielt die Konjunkturlage, mit der gewachsenen Bürokapazität nicht Schritt, so dass nach 1965 die Aufträge knapp wurden.

Nach einem in seinem Büro erlittenen Schlaganfall starb H.A. am 2.1.7.1967.

Text: Christian Rolffs